Warum der Borkener See eine Reise wert ist
Still liegt er da. Das tiefblaue Wasser glitzert in der Sonne. Nur noch wenig erinnert heute an den einstigen Braunkohleabbau, aus dem der Borkener See
als Teil des Borkener Seenlandes entstanden ist.
Nach Beendigung des Kohleabbaus im Jahr 1974, füllte sich der Tagebau kontinuierlich mit Grundwasser. Der See ist heute bis zu 60 Meter tief und hat eine Wasserfläche von etwa 180 Fußballfeldern, was ihn – nach dem Edersee – zum zweitgrößten See in Hessen macht. Neben seinen vielfältigen Lebensräumen ist vor allem das nährstoffarme und somit sehr klare Seewasser eine Besonderheit. „Diese Wasserqualität findet sich sonst kaum noch in Hessen. Dies macht den See für den Naturschutz so bedeutsam“, erklärt Michael Lenz vom zuständigen Dezernat der oberen Naturschutzbehörde Kassel. Um den See vorschädlicher Nährstoffzufuhr zu schützen, wurde das Umland zusammen mit dem Borkener See auf einer Gesamtfläche von 330 Hektar im Jahr 1990 zum Naturschutzgebiet erklärt. Es ist jedoch für den Tourismus zugänglich und wegen seiner
landschaftlichen Vielfalt ein beliebtes Ausflugsziel. Die Erstellung und Umsetzung des Pflegeplans erfolgt in Zusammenarbeit mit HessenForst und der oberen Naturschutzbehörde in Kassel. Im nördlichen Bereich schuf der Landesbetrieb beispielsweise Flachwasserzonen, die ursprünglich nicht natürlich vorhanden waren. Außerdem wurden ein weiterer Teich (Olmes-Teich) und eine Streuobstwiese angelegt.
Heute koordinieren HessenForst und die Obere Naturschutzbehörde unter anderem die Beweidung des Grünlandes. Diese erfolgt ganzjährig durch Rinder und von März bis Oktober auch durch Schafe. Ziel ist, die Grünflächen vor Verbuschung zu schützen und so langfristig zu erhalten. Dabei darf weder gedüngt noch Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, um der Wasserqualität des Sees nicht zu schaden.
Naturschutz und Tourismus
„Neben der klassischen Forstwirtschaft ist auch die Betreuung von Naturschutzgebieten eine zentrale Aufgabe bei HessenForst“, erklärt Christian Hiestermann vom Forstamt Jesberg, in dessen Zuständigkeitsbereich der Borkener See liegt. Neben der Pflege des Grünlandes gehört dazu auch die Pflege der Streuobstwiesen und bei Bedarf die Entschlammung des Olmes-Teiches. HessenForst ist außerdem für die Wegesicherung und die Besucherlenkung zuständig. Dazu gehört Aussichtspunkte und Wanderwege offen zu halten, Aussichtspunkte anzulegen, Informationstafeln zu erstellen sowie Geländer und Zäune zu erneuern. Neben seinem sehr klaren Wasser, welches unteranderem das Vorkommen der seltenen und stark gefährdeten Armleuchteralgen ermöglicht, ist das Naturschutzgebiet Borkener See für diverse Arten ein wichtiger Lebensraum. Neben verschiedenen Pflanzen- und Insektenarten gibt es hier auch unterschiedlichste Amphibien wie zum Beispiel Laubfrosch und Kammmolch.
Die größte Bedeutung hat der Borkener See jedoch für die Vogelfauna. Das Naturschutzgebiet ist ein überregional bedeutsames Rast-, Brut- und Überwinterungsgebiet, da der See auf der Hauptflugroute der Zugvögel liegt. Im Winter ist er zudem aufgrund seiner Größe und Tiefe lange eisfrei. Neben Eisvögeln finden sich daher auch diverse Entenarten, Kraniche, Gänse und Schwäne. Fischadler und (Lach)Möwen gehören ebenso zu den regelmäßigen Gästen am Borkener See. Dass Tourismus und Naturschutz sehr wohl miteinander vereinbar sind, zeigt das Nutzungskonzept im Naturschutzgebiet Borkener See.
Interessierte Besucher können die Vielfalt und Schönheit des Borkener Sees auf einem 7,5 Kilometer langen Rundwanderweg mit Nebenstrecken entdecken. Dabei schlängelt sich der Hauptwanderweg am Ufer des Sees entlang, ohne jedoch direkten Zugang zur Wasserfläche zu haben, da dies die Vögel stören würde. Damit die Vogelbeobachtung dennoch möglich ist, bietet der Weg den Besuchern verschiedene Rastmöglichkeiten und vier Aussichtspunkte. Darunter ein Turm, eine Hütte nahe Nassenerfurth, eine Blockhütte und ein gerade im Aufbau befindlicher Aussichtspunkt mit barrierefreiem Zugang, welcher zusätzlich den Blick auf ein Storchennest ermöglicht. „Der beste Zeitpunkt für die Vogelbeobachtung ist während des Zuges im Oktober bis Dezember und von März bis Mai. An manchen Tagen kann man sehr viele Vögel beobachten“, so Michael Lenz.
Anfahrt
Der Zugang zum Rundwanderweg befindet sich am Parkplatz des Borkener Hallenbades. Dort markiert eine ausführliche Infotafel den Einstieg. Auf dieser findet sich eine Übersichtskarte mit Hinweisen zu den Aussichtspunkten sowie Verhaltensregeln im Naturschutzgebiet.
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